Zurück zum Blog

Digitalisierung und ihre Macherinnen: Interview mit Vanessa Wurster von AKKU SYS

Lesezeit 7 mins | 11.04.2023 | Von: Heike Hoppmann

Überall ist die Rede von Digitalisierung. Aber wer steckt eigentlich hinter den Projekten? Was passiert hinter den Kulissen der Unternehmen? Um das herauszufinden, haben wir uns an die Vorreiterinnen der Digitalisierung gewandt. Vanessa Wurster ist Head of E-Commerce bei AKKU SYS, Gründerin von SEOcation und Dozentin. Im Interview verrät sie, wie sie alles unter einen Hut bringt und warum Digitalisierung sowohl Metaverse als auch SharePoint sein kann.

Vanessa, stell’ dich unseren Lesern doch am besten selbst kurz vor:

Für mich begann alles vor acht Jahren mit Suchmaschinenoptimierung, damals bei Otto. Aktuell bin ich Head of Online Marketing bei AKKU SYS und arbeite dort an verschiedenen abteilungsübergreifenden Projekten. Mir hat aber das tiefe Einsteigen in den SEO-Themenbereich gefehlt. Neben meiner Arbeit als Dozentin an der Hochschule Karlsruhe und der IHK habe ich mich deshalb Anfang 2023 mit meiner Geschäftspartnerin Lisa selbstständig gemacht, um Kunden im Bereich SEO zu beraten. Ich genieße die Vielfalt meiner Tätigkeiten und sehe es als eine großartige Möglichkeit, mich in verschiedenen Bereichen zu engagieren und zu wachsen.

Herzlichen Glückwunsch zur Selbstständigkeit. Das erfordert sicherlich viel Energie und Mut. Wie schaffst du es, alles unter einen Hut zu bekommen?

Ja, es erfordert viel Mut. Wir haben auch ganz lange überlegt, wie wir diesen Schritt angehen können. Ich glaube, so ziemlich jeder, der mal etwas gegründet hat, hat am Anfang Zweifel. Da spielen die klassischen Fragen eine Rolle, wie: Wie gehen wir überhaupt vor? Was müssen wir überhaupt machen?
Wir haben uns Zeit genommen, um alles gründlich zu planen und zu organisieren. Mein Arbeitgeber AKKU SYS hat uns dabei sehr unterstützt und es uns ermöglicht, nebenbei selbstständig zu arbeiten, indem wir unsere Stunden reduzieren konnten. Vielen Dank an dieser Stelle!

So haben wir jetzt genug Zeit, um uns unseren eigenen Projekten zu widmen. Es ist eine spannende und herausfordernde Zeit, aber ich bin sehr glücklich, diesen Schritt gewagt zu haben. Dazu muss ich sagen, dass beides sehr viel Spaß macht: Auf der einen Seite, sich intensiv mit dem Thema SEO zu beschäftigen und in das Thema einzutauchen, auf der anderen Seite im Unternehmen strategisch unterwegs zu sein.

Damit wir uns das ein bisschen besser vorstellen können: Wie sieht ein Arbeitstag für dich ungefähr aus?

Ja, das ist das Schöne: Bei mir ist kein Tag wie der andere. Für mich wäre es absolut langweilig, wenn ich jeden Tag exakt das Gleiche machen würde. Es könnte zum Beispiel sein, dass gerade der Fokus eher auf der Arbeit bei AKKU SYS liegt, wenn ein großes Projekt ansteht. Dann rückt die selbstständige Arbeit etwas in den Hintergrund. Genauso kann es natürlich auch andersherum vorkommen.

Ein großer Bestandteil meiner Arbeit ist der Austausch mit anderen Abteilungen und die Zusammenarbeit in abteilungsübergreifenden Projekten. Gerade im Bereich Digitalisierung beschäftigen wir uns damit, wie wir uns als Unternehmen neu aufstellen können und welche Systeme dabei zum Einsatz kommen sollen. Ich finde es besonders spannend, dass diese Lösungen für die gesamte Abteilung und das gesamte Unternehmen genutzt werden sollen. Dabei können Workshops oder Meetings auch mal mehrere Stunden dauern, um alle Aspekte abzudecken.
An anderen Tagen arbeite ich hingegen komplett für unser neues Unternehmen und konzentriere mich auf verschiedene Kundenprojekte. Jedes Projekt ist dabei einzigartig und erfordert unterschiedliche Arbeitsschritte, so dass ich meinen Tag entsprechend planen und strukturieren muss. Ich finde es daher schwierig, einen festen Tagesablauf zu haben, da jeder Tag unterschiedlich sein kann. Trotzdem macht es mir große Freude, an diesen vielfältigen Aufgaben zu arbeiten und so einen abwechslungsreichen Arbeitsalltag zu haben.

Und was ist dir im Arbeitsumfeld wichtig?

Mir ist es auf jeden Fall sehr, sehr wichtig, dass ich Spaß daran habe, was ich mache. Ich würde nicht den Schritt in die Selbstständigkeit wagen, wenn ich nicht so viel Spaß daran hätte. Denn jeder, der selbstständig ist, weiß wieviel Arbeit damit verbunden ist und dass man abends nicht einfach die Füße hochlegt und entspannt.

Ich will den Job nicht einfach nur machen, damit ich am Ende des Monats Geld bekomme. Klar, ist das auch ein Ziel, aber für mich gehört dazu mehr. Besonders im Bereich Digitalisierung, E-Commerce, Online-Marketing und SEO interessiert mich der ständige Wandel und das Ausprobieren neuer Ideen und Ansätze. Natürlich ist es auch wichtig, Projekte abzuschließen und nicht nur Ideen im Kopf zu haben. Es ist mir auch wichtig, die Ergebnisse zu überwachen, datenbasierte Entscheidungen zu treffen und nicht einfach nur Trends zu folgen, die ein gutes Bauchgefühl erzeugen.

Stichwort “Trend”: Wie unterscheidest du bei der Schnelllebigkeit und Fülle an neuen Entwicklungen im Bereich Digitalisierung, was relevant und wichtig ist?

Ich denke, dass nicht jeder Trend für jedes Unternehmen geeignet ist. Der eine Trend, der für das eine Unternehmen Quatsch ist, kann für das andere einen unglaublich hohen Mehrwert haben. Man sollte immer die Bedürfnisse des Unternehmens im Auge behalten und nicht blind jedem neuen Trend folgen.

Wichtig ist es, neugierig zu bleiben und gleichzeitig auch auf die Basics zu achten. Gerade im Bereich der Digitalisierung ist es oft sinnvoller, zuerst veraltete Prozesse zu optimieren, bevor man sich neuen Technologien zuwendet. Ich persönlich finde es zwar spannend, alle Möglichkeiten auszuprobieren, aber man muss auch realistisch bleiben und sich auf die wirklich wichtigen Probleme konzentrieren.

Man sollte sich immer informieren und dann eben für sich selbst am besten einschätzen, was jetzt gebraucht wird: Ist das ein Trend, auf den ich gerade aufspringen muss? Reicht es, wenn ich mich dazu informiere und irgendwie am Ball bleibe, oder muss ich das jetzt direkt umsetzen? – Da gibt es keine pauschale Antwort.

Digitalisierung, SEO, Automatisierung, KI. Das sind alles Bereiche, in denen sehr schnell viel passiert. Wie gehst du als Dozentin damit um? Wie vermittelst du nachhaltig ein schnelllebiges Thema?

Die Vorlesungen, die ich gebe, behandeln das Thema SEO. Und ja, das ist sehr schnelllebig, beinhaltet aber auch ganz viele Basics. Die müssen zunächst aufgebaut werden. Ich betone immer wieder, wie wichtig es ist, Zahlen zu analysieren und da am Ball zu bleiben. Und ich vermittle, wie sich Google über die Jahre verändert hat: Wie funktionierte SEO früher und wie funktioniert es heute? Wie hat sich das gewandelt? Welche Updates gab es? Entlang dieser Fragen lässt sich die Entwicklung veranschaulichen. Einfach, dass man eine Vorstellung davon bekommt und das Potential erkennt.

Als SEO-Dozentin gebe ich auch immer mit: Es bringt nichts, wenn ich 30 Artikel zu einem Thema gelesen habe. Man muss das wirklich selbst mal machen, weil man dadurch einfach am meisten lernt. Und auch hier gilt: Nicht alles funktioniert auf jeder Webseite gleich gut. Was auf der einen sehr viel bringt, kann sich auf der anderen vielleicht negativ auswirken. Dafür bringe ich super viele Beispiele aus der Praxis mit. Ich glaube, daraus lernt man am besten.

Würdest du dich selbst als Digitalisierungstreiberin bezeichnen?

Hmm, was macht einen Digitalisierungstreiber eigentlich aus? Bei uns im Unternehmen würde ich sagen, da bin ich Digitalisierungstreiberin. Und jetzt nicht nur im Sinne von automatisierter Texterstellung. Sondern auch, zum Beispiel, beim Thema Kommunikation. Wie Teams digital miteinander kommunizieren. An der Digitalisierung hängt einfach so viel. Auch die Frage: Wie arbeiten wir zusammen?

Und auf welche Reaktionen stößt du, wenn du neue digitale Arbeitsprozesse einführst?

Es kommt darauf an. Oft ist Digitalisierung mit einem großen Change-Prozess verbunden, und wer schon einmal einen Change-Prozess in einem Unternehmen mitgemacht hat, weiß, dass man immer auf Punkte stößt, die nicht jedem passen. Ich meine, Menschen sind Gewohnheitstiere und Change ist für uns alle nicht immer so das Angenehmste. Weil wir unsere Komfortzone verlassen und unsere Arbeitsweise verändern, die wir vielleicht seit Jahren genauso durchgeführt haben. Oder das Problem wurde noch gar nicht erkannt oder der Change-Prozess erfordert erstmal viel Aufwand, bevor uns die Veränderung dann eine Erleichterung im Arbeitsalltag bringt.

Und da stößt man immer wieder auf irgendwelche Punkte. Das kann bei so kleinen Sachen sein wie: Wir haben jetzt Teams als Kommunikationskanal oder wir nutzen SharePoint anstelle von irgendeiner normalen Ablage. Was wir jetzt nicht als einen enormen Digitalisierungsschritt bezeichnen würden, andere aber schon. Hier ist die Frage: Wo fängt Digitalisierung an? Je nachdem, in welchem Kontext die Mitarbeiter von der Veränderung getroffen werden, so unterschiedlich reagieren sie. Was für den einen ein Problem darstellt, ist für den anderen nur nebensächlich.

Kann dein privates Umfeld nachvollziehen, was du beruflich machst?

Irgendwas im Internet. Oder was mit Online-Shops und Marketing. Manchmal ist Online-Marketing schon zu viel. Es kommt immer darauf an, mit wem ich spreche. Meiner Oma musste ich neulich aufschreiben, was ich arbeite, weil sie es sich nicht merken konnte.

Thema “Karriere im Bereich der Digitalisierung”: Es ist ja ein eher männlich geprägtes Umfeld, wie sind da deine Erfahrungen?

Es kommt immer auf den Bereich an. Ich habe in einem SEO-Team angefangen, also einem eher technischen Bereich. Es gab ganz lange Phasen, da war ich die einzige Frau im Team. Dann war ich im Content- und Social-Bereich tätig. Da ist es häufig so, dass viele Frauen in den Teams sind und es deswegen relativ bunt gemixt ist. Es gibt immer noch einen großen Männerüberschuss. Ich merke aber, dass auf mehr und mehr Konferenzen Frauen auf den Bühnen stehen, auch zu technischen Themen. Das freut mich jedes Mal. Ich glaube aber auch: Da geht noch mehr!

Zum Thema Karriere: Ich glaube, man kann da ganz, ganz viel machen und es ist auch sehr individuell, was Karriere für einen bedeutet. Für mich ist Karriere nicht nur: Ich klettere irgendwie auf der Führungsleiter hoch. Auch wenn ich gerne eine Führungsrolle übernehme, für andere Leute verantwortlich bin und auf strategischer Ebene arbeite.

Ich glaube, viele vergessen, dass es auch eine fachliche Karriere gibt und dass man eine Expertenrolle einnehmen kann. Das eine ist nicht besser oder schlechter als das andere, sondern für mich sind das zwei Wege. Ich persönlich versuche, beide Wege zu gehen, indem ich unternehmensintern eine Führungsrolle habe und durch die Selbständigkeit in die Expertenrolle schlüpfe. Wichtig ist, sich folgende Frage zu beantworten: Willst du dich in die Breite oder in die Tiefe positionieren? Und da gibt es so viele Möglichkeiten in diesem Bereich, gerade auch im Bereich SEO.

Liebe Vanessa, vielen Dank für das Interview, es hat sehr viel Spaß gemacht.

Dieses Interview ist Teil unserer Serie “Frauen in der Digitalisierung”. In den Interviews erhalten wir spannende Einblicke in die Karrierewege von Frauen in der Tech-Branche und erfahren, wie sie die Zukunft der Digitalisierung gestalten. Sie sprechen mit uns über ihre Erfahrungen und geben Ratschläge für Frauen in der Digitalisierung. Nachzulesen hier:

Heike Hoppmann

Heike Hoppmann ist überzeugt von der Wirksamkeit von Worten. Kreativ darf der Umgang mit Worten sein, aber vor allem auch zielführend. Schreiben ist kein Selbstzweck. Diesen Gedanken prägte sie über mehrere Jahre erfolgreich bei vielen Online-Redakteuren als Begleiter und Coach für Redaktionsmanagement und digitale Transformationsprozesse. Und ist heute der Grundsatz für ihre Arbeit als PR Leiterin bei der AX Semantics GmbH.